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GESCHICHTE

„Wer die Vergangenheit nicht kennt,  ist dazu verurteilt, sie zu wiederholen.“

                                                                                                                                                                                                                                         George Santayana

Aktuelles


Ein Tag im Zeichen der Demokratie


Den Tag vor dem offiziellen Jubiläum „175 Jahre Paulskirche“, nutzten die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 (Realschul- und Gymnasialzweig), sowie die Klasse 8 des Hauptschulzweiges der Freiherr-vom-Stein-Schule Dauborn zu einer Exkursion mit einem besonderen Schwerpunkt: Geschichte der deutschen Demokratie.


Der bevorstehende Gedenktag bildete den Anlass für diese Exkursion an den Ort, den man ohne zu übertreiben als „Wiege der deutschen Demokratie“ bezeichnen darf: die Paulskirche in Frankfurt.

Knapp 140 Schülerinnen und Schüler begaben sich, gemeinsam mit ihren Klassen- und Geschichtslehrkräften, auf den Weg in die Mainmetropole um sich vor Ort ein konkretes Bild über die Altstadt und die Paulskirche heute zu machen und überdies vielfältige Informationen und Eindrücke über die Hintergründe des historischen Gedenktages: 18. Mai 1848 zu sammeln.

An diesem Tage trafen sich erstmals knapp 600 frei gewählte Abgeordnete der deutschen Teilstaaten in Frankfurt am Main und konstituierten sich zur ersten deutschen Nationalversammlung. Deren Präsident wurde Heinrich von Gagern ein aus Hessen-Darmstadt entsandter liberaler Abgeordneter. In der historischen Reichsstadt bot die Paulskirche den geeigneten Rahmen, war sie doch seinerzeit das einzige Gebäude, das ausreichend Platz bot für die Abgeordneten, deren Gefolge und die Vielzahl interessierter Frauen, die allerdings damals noch kein Wahl- und Mitbestimmungsrecht besaßen und sich mit einem Platz auf der „Damengalerie“ begnügen mussten.


Drei Anlaufstationen umfasste das Programm für die mitgereisten Schülerinnen und Schüler:

Neben einer Altstadtrallye (mit Zentrum Paulskirche), bot das Archiv der Stadt Frankfurt eine fachkundige Führung durch die Ausstellung „Auf die Barrikaden!“ an und ein ganz besonders Highlight stellte das Ein-Personen-Theaterstück von und mit Tino Leo, dar, das den Titel: „Einigkeit und Recht und Freiheit“ trägt. Der Künstler stellt in diesem lebendigen Stück zehn bedeutende Persönlichkeiten aus der Epoche zwischen Wiener Kongress, Revolution 1848 bis zur Konstituierung der Frankfurter Nationalversammlung auf eindrucksvolle und einprägsame Weise dar und vermittelte so - fast Nebenher - solides historisches Wissen.


Das stramme Programm bot darüber hinaus auch ein wenig Zeit, die Frankfurter Altstadt zu erkunden. „Geschichte zum Erleben und Anfassen“ – so war es gedacht und wurde in die Praxis umgesetzt.


Das Scheitern der 48er Revolution, die Tatsache, dass die die Verfassung nie den Status eines Entwurfs verließ, darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die damaligen Ereignisse sich als richtungsweisend darstellten. Allen Schülerinnen und Schüler (und natürlich auch den mitgereisten Lehrerkräften) wurde gegenwärtig, dass Demokratie kein „Selbstgänger“ ist, immer wieder – ganz im demokratischen Sinne- erstritten werden muss und persönlichen Mut erfordert. Eine Erkenntnis, deren Gehalt in unserer aktuellen Epoche an Bedeutsamkeit nichts verloren hat, sondern stetig wächst, getreu der Erkenntnis:

„Wer in der Demokratie einschläft, muss damit rechnen, in einer Diktatur aufzuwachen!“

(Verfasser unbekannt)


Autor des Textes: Dietmar Langusch


23.05.23

Workshop zur NS- “Euthanasie“ mit digitalem Live-Rundgang durch die Gedenkstätte Hadamar

Ein Besuch der Gedenkstätte Hadamar gehört seit mehr als zwanzig Jahren zum Schulprogramm der Freiherr-vom-Stein-Schule für die Abschlussklassen 9 und 10, denn Gedenkstättenpädagogik ist wesentlich für historisch-politische Bildung an außerschulischen Lernorten. Durch die Pandemie bedingt konnte dieser Besuch dieses Jahr nicht vor Ort stattfinden. Patricia Birkenfeld ist seit langem eine von zwei abgeordneten Lehrkräften, die im Team der Gedenkstätte Hadamar an pädagogischen Konzepten und Materialien mitarbeitet. Mit Unterstützung der Gedenkstätte suchte sie daher nach Möglichkeiten und Wegen, die Gedenkstätte „in die Schule“ zu holen.

So fand an der Freiherr-vom-Stein-Schule für die Abschlussschülerinnen und -schüler an drei Terminen im Februar jeweils ein 6-stündiger Workshop zum Thema NS-“Euthanasie“ statt. 

Die Schüler*innen setzten sich zunächst mit der Planung der NS-“Euthanasie“ auseinander. Sie erfuhren, dass die Nationalsozialisten psychisch kranke und behinderte Menschen als "lebensunwertes Leben" bezeichneten und mit welcher Gründlichkeit und Präzision die Täterinnen und Täter die Mord-Aktion an diesen Menschen planten und schließlich in der damaligen Tötungsanstalt Hadamar in die Tat umsetzten. Zudem wurde den Lerngruppen dargelegt, dass dieser Massenmord an den Patienten und Patientinnen in der ehemaligen Heil- und Pflegeanstalt Hadamar in zwei verschiedene Phasen unterteilt war. In der sogenannten „T4“-Mordphase wurden die Menschen in Gaskammern getötet und in der sogenannten „dezentralen“ Mordphase wurden sie sowohl durch gezielte Mangelernährung als auch durch überdosierte Medikamente getötet. In der Zeit zwischen 1941 und 1945 wurden in der ehemaligen Tötungsanstalt Hadamar rund 15.000 Menschen ermordet.

Nach der Heranführung an die Thematik erlebten die Schüler*innen einen etwa einstündigen digitalen Rundgang durch die Gedenkstätte und erhielten einen intensiven Überblick über die Geschichte der Tötungsanstalt. Der Rundgang wurde live übertragen, die pädagogischen Mitarbeiter*innen kommunizierten dabei direkt aus der Gedenkstätte mit der jeweiligen Lerngruppe. Inhaltliche Fragen konnten so jederzeit gestellt und beantwortet werden. Die Gruppen hatten auf diese Weise die Möglichkeit, die ehemalige „T4“-Busgarage, den Ausstellungsraum mit Biografien, die Kellerräume und den „Anstaltsfriedhof“ bzw. die heutige Gedenklandschaft der Gedenkstätte virtuell zu besichtigen. 

Nach dem digitalen Rundgang arbeiteten die Schüler*innen in Gruppen zu individuellen Einzelschicksalen. Diese exemplarischen Geschichten mit ihren persönlichen Erlebnissen wirken oft berührend und vermitteln auf diese Weise Empathie. Die persönlichen Lebensläufe der ermordeten Menschen wurden am Ende des Workshops von den einzelnen Gruppen präsentiert. 

Am Ende des Workshops bot eine Diskussionsrunde die Möglichkeit, vertiefende Fragen zu klären sowie Eindrücke und Gedanken zu äußern.

Die Attraktivität des außerschulischen Lernortes Hadamar besteht für die Freiherr-vom-Stein-Schule in der „Konfrontation mit der nahen Tat“, die nicht weit weg geschah, sondern in unmittelbarer Nähe. Die Lerngruppen erleben so „Geschichte zum Anfassen“. 


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Geschichte jüdischer Menschen in Hünfelden
Da die Klasse 10Ra der Freiherr-vom-Stein-Schule momentan im Geschichtsunterricht an einem Projekt zur „Geschichte jüdischer Menschen in Hünfelden“ arbeitet, erlebte sie am Montag, dem 09.12.2019, auf einem Rundgang in Dauborn und Kirberg Geschichte „vor Ort“.
Markus Streb, ein ehemaliger Schüler unserer Schule, der einen engen Kontakt zu unserer Schule pflegt, Workshops oder Vorträge zu diesem Thema hält, begleitete die Lerngruppe auf diesem Rundgang. Mittlerweile promoviert er zur Rolle von Männlichkeit und Weiblichkeit in Comics über den Holocaust.
Zu Beginn des Rundgangs suchte die Klasse ehemalige Häuser der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger in Dauborn auf. Vor den entsprechenden Häusern hielten die Schülerinnen und Schüler eine kurze Präsentation über die jüdischen Menschen, die in diesen Häusern lebten und zeigten Fotos der Familien. In vielen jüdischen Familien lebten die Vorfahren schon lange in einigen Orten Hünfeldens. Sie waren mit nichtjüdischen Familien befreundet und waren Mitglieder in den ortsansässigen Sport-und Turnvereinen oder Theatergruppen. Ihre Kinder gingen gemeinsam mit allen anderen Kindern in die Schule. Es sind die Lebensgeschichten von Nachbarn und Freunden, die durch den Nationalsozialismus ausgegrenzt und von der restlichen Bevölkerung getrennt wurden.
Anschließend ging die Lerngruppe weiter nach Kirberg, um sich die ehemalige Synagoge in der Wassergasse anzusehen. Im Rathaus wartete bereits Manfred Reusch vom Hünfeldener Bürgerbüro mit Akten aus der Zeit des Nationalsozialismus. Er zeigte der Lerngruppe zum Beispiel Einträge im Geburtenregister, die die Systematik des nationalsozialistischen Terrors belegen. Nach intensiven Fragen und Gesprächen besuchte die Lerngruppe abschließend den Jüdischen Friedhof zwischen Kirberg und Dauborn. Hier wurden weitere Schicksale in Kleingruppen präsentiert und familiäre Bezüge zu bestimmten Grabsteinen hergestellt.
Zum Ende der Projektarbeit plant die Klasse 10Ra gemeinsam mit ihrer Geschichtslehrerin Patricia Birkenfeld am 27.01.2020 zum „Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“ in der 5. und 6. Stunde eine Gedenkveranstaltung in der Freiherr-vom-Stein-Schule, um den ehemaligen verfolgten und ermordeten jüdischen Mitbürgern und Mitbürgerinnen zu gedenken. Hierzu sind alle Bürgerinnen und Bürger Hünfeldens eingeladen.

100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges: Ein klares Statement für Europa

Am Mittwoch, den 26.9.2018, war der Politikwissenschaftler und Journalist Ingo Espenschied mit seinem Programm „Europa und der Erste Weltkrieg - die Friedensbotschaft von Fiquelmont“ in der Freiherr-vom-Stein-Schule Hünfelden zu Gast. „Doku-Live“ nennt Ingo Espenschied das von ihm entwickelte Format. Dabei verbindet er einen lebendigen Live-Kommentar mit unterschiedlichen Medien, die er auf mobile Kinoleinwände projiziert: historische Fotos, Animationen, Karikaturen, Zeitzeugeninterviews, originale Wochenschauberichte.“ (www.dokulive.eu)

Dank der Unterstützung von Videto (Vielfalt - Demokratie - Toleranz) im
Rahmen des Bundesprogramms "Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit" ist es der Freiherr-vom-Stein-Schule gelungen, diese Veranstaltung nach Dauborn zu holen.

Ausgangspunkt des multimedialen Vortrages war eine Flaschenpost aus dem Jahr 1916, die der französische Bauer Fernand Boulanger im Jahre 1981 bei Renovierungsarbeiten in seinem Bauernhof fand. In einer alten Schnapsflasche entdeckte er einen Brief, den sechs junge deutsche Soldaten während des Ersten Weltkrieges verfasst hatten. In diesem Brief formulierten sie ihren innigen Wunsch nach einem Ende der Kämpfe und zukünftigem Frieden in Europa.

100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges hat diese Botschaft nicht an Aktualität verloren. In Zeiten, in denen in ganz Europa nationalistische Gedanken Konjuktur haben, scheint es umso wichtiger an die Konsequenzen zu erinnern, die der Nationalismus bereits zwei Mal über Europa gebracht hat. „Nationalismus bedeutet Krieg“, so zitierte Espenschied den ehemaligen französischen Staatspräsidenten Mitterand und nimmt die Gelegenheit wahr, den Jugendlichen ihre eigene Verantwortung für die Zukunft Europas vor Augen zu führen. Auch die Schulleiterin Judith Lehnert motivierte die anwesenden Schülerinnen und Schülern sich aktiv für ein gelingendes Europa einzusetzen.
Im anschließenden Gespräch der Schülerinnen und Schüler mit Ingo Espenschied, meinte zum Abschluss Elias Erdmann (10Ga), dass – egal, wie kompliziert einem die Europäische Union hin und wieder erscheinen möge – eine Welt, in der jedes europäische Land nur für sich selbst einstehen würde, noch viel komplizierter werden würde.

Auch Frau Hübsch von der Generationenhilfe Hünfelden positionierte sich als starke Befürworterin eines geeinten Europa und rief die jungen Menschen zur Geduld mit den europäischen Nachbarn auf. „Einige Länder müssen Demokratie noch lernen“, meinte sie und erinnerte daran, wie sehr sich ihre eigene Jugendzeit im Nachkriegsdeutschland von der heutigen unterscheiden würde.
Insgesamt wurde die Veranstaltung von allen Beteiligten als großer Gewinn beurteilt. Ingo Espenschied begegnete den Jugendlichen auf Augenhöhe und konnte so bei dem einen oder der anderem ein Bewusstsein wecken, das ganz dem Europaschulgedanken entspricht.
Unsere Schule ist seit dem 24.09.2018 Partnerschule von segu. Wollen Sie wissen, was sich hinter dieser Lernplattform verbirgt? Dann klicken Sie einfach den Button "segu Partnerschulen" an. Von dort werden Sie weitergeleitet.
Exkursionsbericht Limburg, Klasse 8Rb

An zwei aufeinander folgenden Dienstagen (18.09.2018 und 25.09.2018) machten die Klassen 8Ra und 8Rb unter Leitung Herrn Gieselers bzw. Frau Uhrigs eine historische Exkursion nach Limburg.
Die Erkundung der dortigen Altstadt erfolgte im Rahmen der Unterrichtsreihe „Stinkende Leute oder edle Ritter? Fremdheit und Nähe im europäischen Mittelalter“; ein Problemziel, das die SchülerInnen zuvor selbst erarbeitet hatten. Im Rahmen dessen wurden Herrschaft, Wirtschaft und Gesellschaft im Mittelalter untersucht, wobei der Schwerpunkt auf „Leben in der Stadt und auf dem Land“ lag (Grundherrschaft, Ständegesellschaft, Zünfte, Stadtherren, …).
Neben der inhaltlichen Vorbereitung wurde die Exkursion auch methodisch vorentlastet. Die SchülerInnen erarbeiteten sich einen Fragekatalog, mit dem sie im Vorfeld ihr Interesse an der Stadt zielgerichtet formulieren konnten. Während der Stadtführung konnten sie Antworten auf ihre zuvor formulierten Fragen auf einem von der Lehrkraft erstellten Aufgabenblatt notieren.
Die Stadtführung selbst enthielt neben zahlreichen allgemeinen auch viele praktische Informationen zur Entstehung und zur Entwicklung der Stadt, die von der Stadtführerin interessant und anschaulich geschildert wurden.
Ein Höhepunkt der Stadtführung bildete eine unerwartete Einladung des zufällig zeitgleich in der Stadtkirche befindlichen emeritierten Weihbischofs Dr. Gerhard Pieschl: Dieser lud die Klasse 8Rb ein, das ehemalige Franziskaner-Kloster zu besichtigen. Darin konnten die historischen Räumlichkeiten mit allen Bischof-Porträts, der Wohnraum (in dem die SchülerInnen auf Mobiliar aus dem 19. Jahrhundert Platz nehmen durften) und der Klostergarten besichtigt werden; Räumlichkeiten, die für die Öffentlichkeit normalerweise nicht zugänglich sind. Den SchülerInnen wurde durch die im Garten befindliche Stadtmauer auch die ursprüngliche Größe Limburgs bewusst. Schließlich schüttelte der Weihbischof sogar allen SchülerInnen persönlich die Hand, um sich von ihnen zu verabschieden.
Die Exkursion im Fach Geschichte zeigte summa summarum, dass die Erkundung (vor allem regionaler) außerschulischer Lernorte für die Entwicklung des Geschichtsbewusstseins der SchülerInnen maßgeblich ist und einen nachhaltigen Lernertrag erzielt. Dies ergab im Übrigen auch die abschließende Nachbesprechung.
Markus Streb berichtet aus der Zeit des Nationalsozialismus  

Im Mai und Juni bekam die Freiherr-vom-Stein Schule Besuch von ihrem ehemaligen Schüler Markus Streb, welcher das Erste Staatsexamen für das Gymnasiallehramt mit den Fächern Englisch und Politik abschloss. Anschließend studierte er Geschichte in Marburg. Derzeit promoviert er in Gießen zur Rolle von Männlichkeit und Weiblichkeit in Comics über den Holocaust. Sein besonderes Interesse gilt jedoch seit Jahren der Geschichte der Jüdinnen und Juden aus Mensfelden, Heringen, Dauborn und Kirberg. Im Laufe der Zeit hat Markus Streb dabei viele überraschende und erschreckende Dinge entdeckt. Mit den Nachfahren mehrerer jüdischer Familien aus unseren Dörfern steht er in Kontakt und hat einige von ihnen bereits in Israel besucht. Nun besuchte er seine ehemalige Schule, um in den Klassen 9 und 10 der Sekundarstufe jeweils drei Biografien von zwei Jüdinnen aus Dauborn und einem Juden aus Mensfelden vorzustellen und den Jugendlichen deren Einzelschicksale näher zu bringen.

Darunter war die Geschichte von Johanna Rosenthal (geborene Simon) aus Dauborn. Johanna hatte zwei Schwestern: Clementine Dina Schubach und Luzie Hanauer. Sie heiratete 1921 den Viehhändler Max Rosenthal aus Thalheim. Die beiden zogen nach Limburg und bekamen einen Sohn, Ernst. Bedingt durch die Boykotte konnte Max kein Geld mehr verdienen. Er wurde der Hausmeister der Limburger Synagoge. Johanna und Sohn Ernst gelang 1938 die Flucht in die USA.
Das weitere Schicksal von Max schockierte die Schülerinnen und Schüler in besonderer Weise. Knapp den Flammen der brennenden Synagoge am 9. November 1938 entkommen, wurde er nach Buchenwald gebracht und dort einige Wochen lang schwer misshandelt. Monate nach seiner Entlassung bestieg er das Schiff "MS St. Louis", um über Kuba in die USA zu seiner Familie zu gelangen. Doch die Regierungen der beiden Staaten weigerten sich die jüdischen Passagiere aufzunehmen. So wurde Max Rosenthal nach komplizierten Verhandlungen nach Frankreich gebracht. Nach dem Überfall Deutschlands auf Frankreich wurde er verhaftet und schließlich am 9. September 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
Johanna heiratete nach dem Krieg ein zweites Mal und verstarb in den USA. Ihr Sohn Ernst kam 2009 ums Leben, seine Frau Toby lebt jedoch noch heute. Markus Streb hält engen Kontakt mit ihr. Um die Projekte an der Schule zu unterstützen, stellte Ernsts Frau ein Bild der Familie aus dem Jahr 1938 zur Verfügung. Für sie ist es besonders wichtig, dass „die Einzelschicksale auch in der Schule einen Platz finden."
 
Wir bedanken uns bei Markus Streb für die geleistete Arbeit, mit welcher er uns einen tiefgründigen Einblick in die Hünfeldener Geschichte gegeben hat.
Besuch der Saalburg

Am 25.04.2018 machten wir, der sechste Jahrgang der Freiherr-vom-Stein-Schule, einen Ausflug zum Römerkastell Saalburg. Wir fuhren um 7:45 Uhr mit dem Bus los und trafen nach einer einstündigen Fahrt ein. Danach wurden wir klassenweise aufgeteilt. In einer 45 minütigen Führung lernten wir viel Wichtiges über das Leben der Römer und Gallier. So erfuhren wir zum Beispiel, dass alle 600 Soldaten und Rekruten im Kastell keine Römer, sondern Germanen waren. Auf dem ganzen Gelände gab es nur einen Mann, der das römische Bügerrecht besaß: den Centurio.
Nach der Führung gab es eine 15 minütige Pause. Frisch gestärkt ging es weiter mit einer informativen Rallye. In Dreier- bzw. Vierergruppen erkundeten wir das Kastell. Eigenständig liefen wir über das Gelände auf der Suche nach Antworten auf die verschiedenen Aufgaben. Die Fragen führten uns zu Fundstücken und Waffen aus der Antike, die wir bewunderten. Als alle 30 Rätsel gelöst waren, ging es wieder zurück zur Schule, wo wir gegen 12.45 Uhr eintrafen.
Ein informativer und interessanter Tag war zu Ende.

Dieser Text wurde von Alina Filatov, Karla Lentz und Keanu Sagner (alle 6Gb) verfasst.

Außerschulischer Lernort:
Gedenkstätte Hadamar

Das Lernen an außerschulischen Lernorten bereichert und ergänzt das Lernen in wichtigen Aspekten in der Schule.

Besuche von Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus gehören heute meist selbstverständlich zum Programm des Geschichtsunterrichts, sind aber auch zunehmend Teil außerschulischer historisch-politischer Bildung.

Eine enge Zusammenarbeit zwischen der Freiherr-vom-Stein-Schule und der Öffnet externen Link in neuem FensterGedenkstätte Hadamar findet seit langer Zeit statt.

Die Attraktivität des Lernortes Hadamar besteht für unsere Schule in der „Konfrontation mit der nahen Tat“ (Habbo Knoch), die nicht weit weg geschah, sondern in unmittelbarer Nähe.

Die Schülerinnen und Schüler der Freiherr-vom-Stein-Schule lernen in Klasse 9 oder 10 die Gedenkstätte Hadamar kennen, die an die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Verbrechen erinnert. Für den Besuch ist eine inhaltliche Vor- und Nachbereitung, die im Geschichtsunterricht unserer Schule stattfindet, notwendig.

Die Schülerinnen und Schüler erfahren, dass in der ehemaligen Landesheilanstalt Hadamar zwischen 1941 und 1945 rund 15.000 psychisch Kranke und geistig behinderte Menschen ermordet wurden. Ihnen wird dargelegt, mit welcher Gründlichkeit und Präzision die Nationalsozialisten die Mord-Aktion in der damaligen Tötungsanstalt Hadamar planten und schließlich in die Tat umsetzten.

Im Rahmen des 3-stündigen Besuchs besichtigen die Schülerinnen und Schüler die Ausstellung, die sich mit den NS-„Euthanasie“-Verbrechen in der Landesheilanstalt beschäftigt, die ehemalige „T4“-Busgarage, die Kellerräume mit der ehemaligen Gaskammer und den Friedhof der Gedenkstätte.

Dabei erhalten sie Zugang zu Opfer- und Täterbiographien, denn exemplarische Geschichten sowie persönliche Erlebnisse von Zeitzeuginnen sowie Zeitzeugen und ihre emotionale Verarbeitung wirken oft tief ergreifend.

Seit mehr als 25 Jahren besuchen Abschlussklassen der Freiherr-vom-Stein-Schule diesen Ort der „Euthanasie“- Verbrechen. Heute ist es ein fester Bestand des Schulprogrammes unserer Gesamtschule.

Eine zusätzliche Bindung und Kooperation ist durch die langjährige Arbeit der Lehrerin Patricia Birkenfeld und des Lehrers Winfried Narewski an der Gedenkstätte entstanden, so dass Ideen, pädagogische Konzepte und Materialien gemeinsam ausgetauscht und erarbeitet werden.

Auch in diesem Jahr haben in den letzten Wochen des Schuljahres wieder über 100 Schülerinnen und Schüler aller Abschlussklassen zwischen 15 und 17 Jahren der Freiherr-vom-Stein-Schule einen Schultag in der Gedenkstätte Hadamar verbracht und „Geschichte zum Anfassen“ oder „Geschichte vor Ort“ erlebt.

Die Zusammenarbeit der Freiherr-vom-Stein-Schule und der Gedenkstätte Hadamar ist eine Bereicherung für beide Institutionen.
10.03.2017
"Mensch achte den Menschen" - die Abschlussklassen besuchten die Gedenkstätte

Mensch achte den Menschen“. Dieser Spruch begegnete uns auf dem ehemaligen Friedhof der Gedenkstätte Hadamar auf dem Mönchberg. Die Bedeutung dieses Spruches konnten wir im Laufe unserer Führung durch die ehemalige Tötungsanstalt genauer erfahren.
Unser Tag begann damit, dass Frau Birkenfeld, die auch als Lehrerin an unserer Schule arbeitet, uns erste Einblicke in die damaligen Geschehnisse vermittelte. Sie erzählte uns von einzelnen Schicksalen der Menschen, die dort von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Durch die persönlichen Geschichten der einzelnen Opfer wird das menschliche Leid verdeutlicht, anders als durch die nackte Zahl von 15.000 Getöteten. Das Ziel der Ermordung war die systematische Vernichtung angeblich „lebensunwerten Lebens“. Dazu zählten kranke, behinderte und verhaltensauffällige Personen, die in den Augen der Nationalsozialisten arbeitsunfähig und damit nicht mehr von Nutzen waren. Anschließend gingen wir in den Keller, wo die Morde stattfanden. Die Besichtigung der Gaskammer, der Krematorien und des Sektionsraumes und die damit verbundene Vorstellung waren besonders erschreckend. Auch die Tatsache, dass sich die sog. Brenner nicht darüber beschwerten, was, sondern wie viel sie arbeiten mussten, kann man sich kaum vorstellen. Des Weiteren wirkt es sehr verstörend, dass die Nationalsozialisten den Leichen die Goldzähne, und machen sogar die Gehirne zu Forschungszwecken entnommen haben. Nach dem Besuch des Kellers folgten weitere Einblicke in einzelne Schicksale, wobei vor allem das System hinter der Ermordung deutlich wurde. So brachte man die angekommenen Kranken meist noch am selben Tag um, verschwieg den Tod aber noch einige Wochen, um weiterhin Pflegegeld zu kassieren. Außerdem war besonders der Versuch der Vertuschung des Mordes erschreckend, da der zuständige Arzt eine Todesursache aus einer vorgegeben Liste auswählte und diese an die Familie schickte, wobei auch die Pfleger freiwillig mitmachten. Am Ende des Tages besuchten wir noch den Friedhof auf dem Mönchberg, wo die  Ermordeten in Massengräber gelegt wurden, die als Einzelgräber getarnt und mit Nummern statt Namen versehen waren. Hier erschreckte besonders die Tatsache, dass bei der Bestattung der Familie vorgetäuscht wurde, den Toten in ein Einzelgrab zu legen, damit der Massenmord nicht deutlich wurde. Zum Schluss reisten wir mit vielen erschreckenden Erfahrungen, die uns noch lange im Gedächtnis bleiben werden, ab. Es bleibt nur zu hoffen, dass so etwas nie wieder geschieht. In diesem Sinne: „Mensch achte den Menschen“.
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