Schülerinnen und Schüler des Bilingualen Kurses (Jahrgang 10) auf Studienfahrt in Tschechien
Am 17.07.2023 morgens war es endlich soweit. Den Abschluss unseres Europaschulprojektes „Erinnerungskultur“ bildete in der letzten Schulwoche die Studienfahrt nach Theresienstadt, Lidice und Prag. Unsere Studienfahrt war lange geplant und nun sollte sie losgehen. Während des Schuljahres lernten wir im Rahmen des bilingualen Unterrichts die Schicksale der Hünfeldener Jüdinnen und Juden kennen und erstellte in der Projektwoche Filme über einzelne jüdische Einwohner. Da einige Hünfeldener Jüdinnen und Juden in das Ghetto Theresienstadt deportert wurden und um uns selbst einen Eindruck über die Grausamkeiten der Nationalsozialsozialisten in der vergangenen Zeit zu machen, traten wir die Reise mit unseren beiden Lehrerinnen Patricia Birkenfeld und Babett Beuster nach Tschechien an.
Bilingualer Unterricht ist grundsätzlich fremdsprachiger Sachunterricht. Das bedeutet, dass Englisch in den entsprechenden Stunden Unterrichtssprache ist. Themen- oder situatonsbezogen kann die Muttersprache jedoch ergänzend eingesetzt werden. Durch den bilingualen Fachunterricht wird zum einen die Sprachkompetenz der Schülerinnen und Schüler gefördert, um Sprachhemmungen zu überwinden und sich souverän in der Zweitsprache zu verständigen. Zum anderen wird durch das Unterrichtskonzept auch eine interkulturelle Kompetenz übermittelt. Somit beschäftigten wir Schülerinnen und Schüler uns im vergangenem Schuljahr mit „German History“ und setzten uns mit dem Thema „Geschichte des Antisemitismus mit dem Schwerpunkt Nationalsozialismus“ (History of Antisemitism with a focus on National Socialism) auseinander.
Das erste Ziel der Studienfahrt war das ehemalige Ghetto Theresienstadt, welches für uns alle einen besonders bedrückenden und emotional bewegenden Ort darstellte. Das „Theresienstädter Ghetto“ erfüllte vier Aufgaben: Es war Gestapo-Gefängnis und Transitlager auf dem Weg in die großen Vernichtungslager im Osten Europas. Zudem diente es im Rahmen der Judenpolitik der Vernichtung von Menschen und – zeitweilig – der NS- Propaganda als angebliches „Altersghetto“. Viele jüdische Menschen hatten die Hoffnung, dass sie dort ein besseres Leben haben würden, stattdessen erwarteten sie überfüllte Unterkünfte und menschenverachtende Lebensbedingungen. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges und der Befreiung des Lagers durch die Rote Armee waren dort über 140.000 Häftlinge unter menschenunwürdigen Bedingungen interniert. Transporte führten von Theresienstadt ab Oktober 1942 nur noch ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau.
Nach der Besichtigung des Konzentrationslagers fuhren wir zur Gedenkstätte auf das Gelände des ehemaligen Dorfes Lidice, wo an die Vernichtung des gesamten Dorfes am 10. Juni 1942 durch die Deutschen Nazis erinnert wird. Als Strafaktion nach dem Attentat auf Reinhard Heydrich wurde das unschuldige Dorf als Racheakt vollständig zerstört. Auch hier bekamen wir Schülerinnen und Schüler eine eindrucksvolle Führung über das Gelände. Hierbei konnte man unter anderem die Fundamente der alten Kirche sowie der Schule sehen. Darüber hinaus führte der Weg vorbei am Massengrab für die getöteten Männer und an einem Denkmal für die Kinder, von denen 81 in das Vernichtungslager Kulmhof deportiert und dort in einem SS-Wagen vergast wurden.
Im Museum informierte eine Ausstellung über die Geschichte und das Schicksal des Dorfes und seiner Bewohner und Bewohnerinnen. Zusätzlich wurde ein Einblick in das Leben der Menschen vor dem Krieg gegeben. Anhand von Familienfotos wurde das ganze Ausmaß dieser schrecklichen Tragödie deutlich gemacht.
Am Mittwoch ging es für uns Schülerinnen und Schüler in die tschechische Hauptstadt Prag, in der wir von einer netten Dame, unserem Guide namens Ewa, durch die Stadt geführt wurden. Startpunkt war der Wenzelplatz, von wo aus es in das alte jüdische Ghetto und anschließend in die Altstadt ging, vorbei an der Karlsuniversität und über die Karlsbrücke. Mit der Straßenbahn ging es weiter zum zweitgrößten Burgareal der Welt, der Prager Burg mit sieben Hektar Grundfläche. Dort endete die Führung mit einer atemberaubenden Aussicht über Prag.
Insgesamt war es für uns Schülerinnen und Schüler eine gelungene Studienfahrt mit sehr vielen Eindrücken und interessanten allerdings auch erschreckenden Fakten und Orten, welche uns in Erinnerung bleiben werden.
28.07.23